Der Apostel Paulus von Tarsus predigte hier und die Stadt selbst ist bekannt für die Gesetzestexte, die in Stein gemeißelt wurden – die ältesten Texte, die in Europa gefunden wurden.
Heute bedecken die Ruinen des alten Gortyna / Gortys / Gortyn (Griechisch: Γόρτυνα) eine Fläche von etwa 400 Hektar Land. Diese Größe ist nicht allzu überraschend, da die Stadt 35-40.000 Einwohner und ca. 5.000 Söldner während Römischer Zeiten beherbergen musste. Zusätzlich zu öffentlichen Gebäuden und Tempeln wurden hier auch Brunnen, Kolonnaden, Schulen, Werkstätten, Wasserleitungen, Theater, Märkte und weiterführende Schulen gebaut. Für den Bau wurde Stein von einem nahegelegenen Steinbruch namens Messara Labyrinth nahe der Stadt Ambelouzos verwendet. Wasser von den Quellen der Psiloritis Berghänge wurden über Wasserleitungen nach Gortyna befördert. Auf dem Gelände wurden die Wassersysteme auf 46 Brunnen, ein Badehaus und ein Wäschehaus verteilt. Gefundene Platten mit der Inschrift des Stadtrechts von Gortyn (Gortyn Code) scheinen zu belegen, dass Gortyna eine der bestgeführten Städte auf Kreta war.
Gortyna gehört zu den umfangreichsten Ausgrabungen Griechenlands und liegt in der Nähe des Dorfes Agia Deka. Die asphaltierte Straße durchtrennt die frühere Großstadt und so findet man auf einer Seite der Straße die Überreste der St. Titus Kirche, ein kleines Odeon und das Stadtrecht von Gortyna. Auf der anderen Seite, zwischen Olivenbäumen, finden sich die umfangreichen Überreste der Basilica, des Tempels von Apollo und den Ägyptischen Göttern, des Prätoriums und der Römischen Bäder. Der erste Teil ist eingezäunt und man muss Eintritt zahlen. Der andere Teil ist um einiges umfangreicher, aber noch nicht so sehr bearbeitet, mit Resten von historischer Kultur zwischen Olivenbäumen. Hier und dort findet man Fragmente von Säulen und Reste von gepflasterten Straßen, die daran erinnern, dass die Einwohner der Stadt einst auf den gleichen Steinen liefen.
Beide Teile von Gortyna sind gleichermaßen sehenswert. Die Ausgrabungen dauern noch heute an, sodass jedes Jahr weitere tolle Fragmente und Stücke gefunden werden, wie beispielsweise auch rare Silbermünzen und massenhaft alte Tonscherben.
Der Name Gortyna stammt von dem Namen des Gründers, obwohl nicht ganz klar ist, woher dieser kam und ob es ein Mann war. Die Gegend, in der Gortyna gegründet wurde, war seit dem Ende der Jungsteinzeit bewohnt. Nach dem Minoischen Zeitalter gab es Überreste in Form von Wohnvillen in der Nähe des Dorfes Mitropolis. Doch die wirkliche Geschichte dieses Ortes begann erst, als Goryna im dritten Jahrhundert vor Christus über Phaistos siegte und die Herrschaft über die gesamte Messararegion übernahm.
Im Jahre 67 vor Christus interessierten sich die Römer immer mehr für Kreta und gründeten die Hauptstadt und Römische Provinz Kyrenaica, welche Ägypten und Teile Nordafrikas einschloss, und Knossos an Bedeutung einbußen ließ. Die eindrucksvollen Überreste von Gortyna bestätigen den hohen Status der Stadt zu der Zeit, sowie ihren wichtigen politischen und ökonomischen Einfluss.
Im Jahr 330 nach Christus wurde die Stadt vom Byzantinischen Reich erobert. Der Apostel Titus, der erste Bischof Kretas, und sein Patron riefen das Christentum aus, und so war Gortyna die erste Stadt auf Kreta, die den neuen Glauben unterstützte. Zwei Tempel wurden ihm gewidmet. Die Ruinen davon sind noch heute zu sehen.
Im Jahr 796 wurde die Stadt nach einem Erdbeben fast vollständig zerstört. 32 Jahre später wurde Candia (heute Heraklion) zur Hauptstadt Kretas ernannt.
1857 entdeckten zwei Französische Reisende, G. Perrot und L. Thenon, in einer Wassermühle im benachbarten Dorf Agia Deka ein kleines Stück einer Tafel, das in die Wand eingebettet war und 15 archaische Linien aufwies. Der Fund endete im Louvre Museum, wo es das Interesse von Forschern erweckte. Wie sich herausstellte, ging es bei dem gefundenen Stück um die Gesetze bezüglich der Adoption von Kindern. Ein Jahr später fand ein anderer Französischer Wissenschaftler namens B. Haussoullier einen anderen Stein in den Wänden eines Hauses in dem gleichen Dorf. Später fand man, dass der Text, der aus 15 Gedichten bestand, das originale Fragment des Erbrechts war.
Im Jahre 1884 besuchte der Italienische Archöologe Federico Halbherr Gortyna. Er wollte die Mühle besichtigen, in der diese mysteriösen Schriftstücke gefunden worden waren. In diesem Zusammenhang fand auch er alte Schriftstücke- alte Säulen mit Inschriften des alten Gesetzes, welches später als Stadtrecht von Gortys (Code of Gortyna) bezeichnet wurde.
Die Entdeckung dieser großen Schrift setzte die Ausgrabungsarbeiten in dieser Gegend in Gang. Sie wurden von der Italienischen Archäologischen Mission in Zusammenarbeit mit dem Archäologischen Service durchgeführt, nachdem Kreta im Jahre 1898 seine Autonomie zurückgewann. Die Arbeiten wurden angeführt von Federico Halbherr, Joseph Hatzidakis und Stefanos Xanthoudides. Heute findet man die bedeutendsten Funde im Archäologischen Museum in Heraklion.