Kreta ist eines der beliebtesten Ziele für den Sommerurlaub, doch vom Herbst durch den Winter bis in den Frühling ist die Insel ein Ort der Ruhe, den nicht allzu viele Urlauber besuchen.
Dabei haben auch diese Jahreszeiten einen ganz eigenen und besonderen Zauber. Wer hier teilnimmt an den tollen Festen, vor allem zu Ostern, kann tief in die Traditionen und das Leben der Einheimischen eintauchen. Die Gastfreundschaft und Wärme, mit denen die Menschen hier den Besuchern begegnen, ist wirklich immens.
Die Osterzeit auf Kreta ist immer eine ganz besondere Zeit, mit vielen alten Traditionen, köstlichem Essen und vor allem mit der ganzen Familie! Wenn die Kretischen Familien feiern, sind auch Gäste meistens super willkommen, dem Fest beizuwohnen.
Das Christlich Orthodoxe Ostern ist eine der wichtigsten Traditionen und eines der größten Events des Jahres in Griechenland.. Das Glaubensgefühl rund um die Osterzeit ist auf Kreta sehr intensiv. Die Festlichkeiten umfassen nicht nur den Sonntag, den Tag der Wiederauferstehung, sondern schon die gesamte Woche davor. Diese wird auch Heilige (große) Woche genannt. Während dieser Woche finden viele Bräuche statt. Wenn ihr also bereits entschlossen habt, eure Osterferien auf Kreta zu verbringen, vergesst die Hauptstädte und besucht die kleinen Dörfer der Insel. Dort findet man die echte, ursprüngliche Ostertradition.
‚Niemand sollte an Ostern allein sein‘, sagt man auf Kreta oft. Dass die Kreter, die bekannt sind für ihre Gastfreundschaft, diesen Spruch wörtlich nehmen, erlebt man oft sehr deutlich in diesen Tagen. Lasst euch inspirieren von den traditionellen Feierlichkeiten und erlebt ein Osterfest, an das ihr euch euer Leben lang erinnern werdet.
Die Orthodoxe Kirche basiert auf dem Julianischen Kalender, weshalb das Datum des Griechischen Osterfestes häufig von dem Datum des Osterfestes der Katholischen und Protestantischen Kirche abweicht.
Die Ostersaison in Griechenland beginnt 40 Tage vor dem Osterfest. In diesen 40 Tagen fasten die Griechen, die streng gläubig sind, und verzichten auf Fleisch. Ersetzt wird dies durch Meeresfrüchte und viel frisches Gemüse.
Megáli Evdomáda – die Große Woche
Am Palmsonntag beginnt die „Megáli Evdomáda“, die Große Woche in welcher an das Leiden Jesu erinnert wird, der sein Blut für die Menschheit gab. In dieser Zeit läuten die Kirchenglocken jeden Abend und fordern so zum Gebet. Doch auch außerhalb der Kirchen finden zahlreiche Vorbereitungen für das wichtigste Fest des Jahres statt.
Von Montag an wird in fast jeder Kirche in Griechenland ein täglicher Gottesdienst abgehalten, in dem sich Jung und Alt treffen und zu Gott beten.
Am Großen Dienstag starten die Frauen mit dem Backen des traditionellen Osterbrotes und dem leckeren Ostergebäck. Schon seit Generationen ist es in vielen Familien üblich, dass das Gebäck zuhause vorbereitet wird und später im Ofen der lokalen Bäckerei gebacken wird. Die Kirchen und Kapellen der Insel werden nun gereinigt und mit Palmblättern dekoriert, sodass das gesamte Dorf mit den Ostervorbereitungen beschäftigt ist.
Zusätzlich zum Verzicht auf Fleisch sollte in dieser Zeit auch auf Milch und ölhaltige Produkte verzichtet werden, sogar auf Oliven. Jedoch hat das 40-tägige Fasten in den letzten Jahrzehnten, auch durch die voranschreitende Modernisierung Kretas, immer mehr an Bedeutung verloren. Hauptsächlich sind es die Frauen in den ländlichen Gegenden, die dieses lange Fasten vollziehen. Viele Kreter, vor allem die jüngeren Generationen, fasten lediglich die letzte Woche vor dem Osterfest. Kinder sind sowieso vom Fasten ausgenommen.
Am Morgen des Heiligen Donnerstages, kochen die Hausfrauen Eier und färben sie rot. Das erste rote Ei wird auf der Ikonostase des Hauses platziert, um vor Bösem zu schützen. Die rote Farbe steht für das Blut Jesu und das Ei repräsentiert den Beginn des Lebens.
Andere fangen nun an, Teig zu kneten, um “Kalitsounia”, handgemachte süße Törtchen mit Kretischem Weichkäse, sowie Osterkekse und Osterbrötchen in runder Form zu backen. Normalerweise werden in der Mitte der runden Brötchen drei rote Eier platziert, um die Heilige Dreifaltigkeit zu symbolisieren. Die meisten Ostersüßigkeiten werden aus Milch, Eiern und Käse gemacht.
Am Abend findet ein symbolischer Akt der Kreuzigung in den Gottesdiensten statt, wobei die zwölf Berichte über das Leiden Christi verlesen werden. Nach dem Lesen der ersten sechs Berichte werden alle Lichter gelöscht und ein Kreuz wird durch die Dunkelheit zur Kirche getragen. Die Menschen gedenken dem Ölsalben Christi vor seiner Kreuzigung und im gesamten Raum wird eine sehr ergreifende, emotionale Stimmung spürbar. Blumen und Kränze werden vor dem Altar niedergelegt, gefolgt von der Rezitation der letzten sechs Berichte. In vielen Dörfern und Städten sitzen die Frauen die ganze Nacht in der Kirche und trauern.
Der Karfreitag
Dies ist ein Tag der Trauer, kein Tag der Arbeit, nicht einmal des Kochens. Es ist zudem der einzige Tag des Jahres, in der die Göttliche Liturgie nicht verlesen wird. Flaggen werden auf Halbmast gehangen und die Kirchenglocken läuten den ganzen Tag in langsamem, traurigem Ton.
Viele religiöse kochen am Karfreitag nicht. Und wenn doch, so sind die traditionellen Gerichte sehr einfach und lediglich die, die in Wasser, ohne Öl, gekocht und mit Essig gewürzt werden können.
Am Morgen des Karfreitag nimmt der Pastor die Christusfigur symbolisch vom Kreuz. In ein Laken gehüllt und auf einem hölzernen Schrein liegend, wird die Jesusfigur von einigen Frauen mit Blumen berieselt. Am Abend tragen die Menschen das sogenannte Epitaphios, eine liturgische Decke mit dem Bild Christi, mit einer Kerze durch die Straßen.
Der Abendgottesdienst startet um 19 Uhr und danach, gegen 20.30 Uhr, findet eine Prozession durch die Straßen statt, in der die Grabschrift oder der Sarg getragen wird, gefolgt von der Gemeinde, die üblicherweise in schwarz gekleidet ist. Während des Gottesdienstes wird der Sarg auf den Schultern eines Gläubigen der Prozession getragen, der ihn durch die Kirche zum Friedhof und zurück trägt.
Ostersonntag (Megalo Sabbato)
Die Anastasi, die Auferstehung, findet zu Mitternacht statt und stellt den Höhepunkt der Heiligen Woche dar. Kirchen in Griechenland und natürlich auf Kreta sind ab 23 Uhr voll, für den Gottesdienst und das Anzünden der Heiligen Flamme um Mitternacht.
Die ‚Megáli Evdomáda‘ endet in der Nacht von Samstag auf Sonntag mit der Auferstehungsfeier. Ab ca. 22 Uhr kommen die Menschen in der Kirche an, die meisten jedoch erst nach 23 Uhr, und da nur ein kleiner Teil dieser Menschen in die Kirche passt, versammelt sich ein Großteil im Vorhof. Über Lautsprecher werden die Gesänge aus der Kirche nach außen getragen.
Zu Mitternacht ist der Höhepunkt des Gottesdienstes, mit dem Ausruf des Priesters „Christos Anesti“, was bedeutet, „Christus ist auferstanden“. Danach tritt der Priester mit dem Heiligen Osterfeuer aus der Kirche. Die Menschen antworten auf den Ausruf mit „Alithós Anesti!“, was bedeutet „Er ist wahrlich auferstanden“.
Von diesem Moment an weicht die Spannung einer Entspannung. Als Zeichen der Versöhnung tauschen die Menschen Küsschen aus und überall auf Kreta und in Griechenland beginnen nun die Feierlichkeiten! Der Priester gibt das Osterfeuer weiter, welches direkt aus Bethlehem zu den Menschen geflogen kam. Jeder hat eine Kerze dabei (λαμπάδα – Lampada) und so wird der gesamte Ort zu einem atemberaubend schönen Lichtersee. Denkt also daran, euch eine Kerze mitzubringen.
In diesem kontemplativen Moment fühlt man ganz deutlich die Emotionen der Griechen, selbst dann, wenn man gar nicht versteht, was im Gottesdienst gesagt wird.
Zu sehen, wie die Kirche immer heller zu leuchten beginnt, während die Kerzen entzündet werden und die Menschen zu sehen, wie sie durch die Straßen laufen, ist wirklich ein unvergesslicher Moment.
Jeder entzündet seine Kerze oder Laterne. Die Kirche verlassend, tragen sie das Heilige Licht in Stille zu Fuß zu ihrem Haus. Sie glauben, dass so die „bösen“ dämonischen Energien ihr Haus verlassen und sie für das kommende Jahr Glück haben.
In allen Kretischen Dörfern verbringen die Kinder den Tag damit, vor der Kirche ein Lagerfeuer zu errichten und ein Bild von Judas dazuzustellen, das dann am Ende des Mitternachtsgottesdienstes verbrannt wird. Sie legen einen großen Haufen Holz an und platzieren darauf eine Strohpuppe, die Judas symbolisiert.
Um Mitternacht, wenn der Prister die Hymne zum auferstandenen Christus singt, läuten die Kirchenglocken und Feuerwerk wird gestartet- unfassbar schön. Wer es lieber ruhiger mag, kann eines der Klöster monasteries in der Gegend besuchen, um der Zeremonie beizuwohnen.
Die brennenden Kerzen werden vorsichtig zu den eigenen vier Wänden getragen und vor der Tür wird aus Ruß ein Glückskreuz gezeichnet, bevor die Kerze ausgeht.
In den meisten Familien ist zuhause schon die Ostersuppe mit Innereien (gr.: Μαγειριτσα) vorbereitet, mit der das lange Osterfest nach der Fastenzeit beginnt. Nach dem Essen werden die roten Eier gegeneinander gehauen und der, dessen Ei dies unbeschadet übersteht, ist der Gewinner und kann für das nächste Jahr auf gutes Glück hoffen.
Ostersonntag
Am Ostersonntag feiert die ganze Familie zusammen. Traditionell gehen auch die größeren Kinder, die schon eigene Familie haben, in ihre ursprünglichen Dörfer, um diesen besonderen Tag zu feiern.
Ein großer Tisch wird im Garten aufgestellt und das Hauptgericht, gegrilltes Lamm, wird mit hausgemachten Salaten und Kartoffeln serviert. Zusätzlich zum Osterlamm gibt es weitere gegrillte Spezialitäten, wie das Kokoretsi, zubereitet aus den Innereien.
Das Hauptgerichtet des Tages ist jedoch das ganze, gegrillte Lamm oder eine kleine Ziege, um das Lamm Gottes zu symbolisieren.
Es wird bis spät in die Nacht getanzt, getrunken und geredet- Gott sei Dank ist der Ostermontag in Griechenland ein offizieller Feiertag.
Ostermontag
Ein weiterer Griechischer Feiertag ist der Ostermontag. Es ist der Tag, um die Dinge langsam anzugehen. Alles läuft lässiger ab und es werden die Reste